Vielfalt im Kleinen.
Historische Münzen aus Hessen.
Die Gebiete des heutigen Landes Hessen waren wie weite Teile Deutschlands bis ins 19. Jahrhundert hinein auf viele kleinere Einzelstaaten verteilt. Die meisten dieser Staaten prägten eigene
Münzen und hatten eigene Rechensysteme für ihre Währungen, die untereinander nicht unbedigt paritätisch waren. Die Prägungen kleinerer Staaten wie etwa Waldeck sind heute echte Raritäten, während
Münzen der größeren hessischen Länder heute noch häufiger anzutreffen sind.
Hessen-Darmstadt
Die Darmstädter Linie des Herrscherhauses Hessen entstand bei einer Landesteilung im Jahr 1567 und wurde 1806 von Napoleon zum Großherzogtum heraufgestuft. Hessen-Darmstadt umfasste zuletzt drei
größere Gebiete, zum einen Oberhessen um Gießen und den Vogelsberg, dann die Provinz Starkenburg zwischen Untermain, Bergstraße und Odenwald sowie schließlich Rheinhessen von Worms über Mainz bis
nach Bingen, das heute Teil von Rheinland-Pfalz ist. Eigene Münzen wurden für Hessen-Darmstadt bis zum Ende des Kaiserreichs 1918 geprägt, zunächst auf Pfennige, Kreuzer, Gulden und Taler, nach
1871 dann auf Mark. Im Rahmen des Mark-Systems behielt Darmstadt zunächst noch seine eigene Münzprägeanstalt und erhielt das Münzzeichen H. Bis 1882 wurden dort Pfennige und Markstücke für den
Umlauf geprägt. Anschließend ließen die Hessen ihre Münzen in Berlin prägen.
Hessen-Kassel
Neben Hessen-Darmstadt entstand auch Hessen-Kassel durch die Landesteilung im Jahr 1567. Die Landgrafen von Kassel wurden 1803 von Napoleon sogar in den Rang von Kurfürsten erhoben, einst die
vornehmste Gruppe unter den deutschen Fürsten, wenngleich der Titel um 1800 bereits politisch bedeutungslos geworden war. Zu Hessen-Kassel gehörte vor allem das heutige Nordhessen (Niederhessen)
um Kassel sowie weitere Gebiete in einem Streifen über Fulda bis nach Hanau. In Hessen-Kassel kam als Kleingeld der Heller zum Einsatz und der Taler bildete die große Währungseinheit. Die
Geschichte der Münzprägung in diesem Land endete mit der Annexion durch Preußen im Jahr 1866. Zur selben Zeit wurde auch die Münzprägestätte in Kassel geschlossen.
Nassau
Das Herzogtum Nassau bildete den Westen des heutigen Landes Hessen und erstreckte sich zu beiden Ufern der unteren Lahn von Dillenburg im Norden bis zur Stadtgrenze von Koblenz im Westen und nach
Wiesbaden im Süden, wo sich auch der Regierungssitz befand. Das Haus Nassau war eines der ältesten Fürstenhäuser in Hessen und stellt bis heute die Könige der Niederlande und die Großherzöge von
Luxemburg. Nassau prägte Kreuzer als Kleinmünzen sowie Taler und Gulden als große Währungseinheiten. Gemeinsam mit Hessen-Kassel wurde Nassau im Jahr 1866 von Preußen annektiert, womit auch die
numismatische Geschichte Nassaus ihr Ende findet. Im Schloss der Nassauischen Herzöge in Wiesbaden hat heute der Landtag von Hessen seinen Sitz.
Stadt Frankfurt
Die Stadt Frankfurt war bereits seit dem Mittelalter eine Freie Reichsstadt, die zu keinem Fürstentum gehörte. Als eine der wenigen konnte sie diesen Status über die Napoleonische Herrschaft
hinaus bewahren und spielte in der deutschen Geschichte immer wieder eine große Rolle. So tagten die Kurfürsten in Frankfurt, wenn ein neuer Kaiser zu wählen war und 1848 traf sich das erste
deutsche Parlament in der Paulskirche in Frankfurt. In der Stadt wurden Heller, Kreuzer, Gulden und Taler geprägt, die vom Frankfurter Adler geziert wurden. Eine Eigenart der Numismatik in
Frankfurt waren die sogenannten Judenpfennige. Hierbei handelte es sich um kleine Kupfermünzen, die von privaten Herstellern bis in die 1820er-Jahre geprägt und in den Umlauf gebracht wurden, um
dem herrschenden Kleingeldmangel zu begegnen. Mit der Annexion durch Preußen im Jahr 1866 endete auch die Ausgabe eigener Münzen für Frankfurt. Die Münzprägestätte in der Stadt blieb noch bis
1879 erhalten und prägte in der Folgezeit Münzen für Preußen mit dem Zeichen C.